Eine beunruhigende Entwicklung: Um 80 bis 100 Prozent haben sich in jüngerer Vergangenheit nahezu alle Rohstoffpreise verteuert. Betriebe können schwer oder gar nicht mehr einschätzen, ob und wann erforderliche Ressourcen verfügbar sein werden. Zudem beeinträchtigt die Pandemie die Produktion und Frachtkapazitäten.
Seit Monaten sind bereits die Halbleiter Mangelware – mit massiven Folgen unter anderem für die Autoindustrie. Denn durch den Corona-Nachfrage-Stopp der Autoindustrie haben die Chiphersteller Kapazitäten verschoben. Nun sind auch für eine Reihe von Rohmaterialen erhebliche Preissteigerungen und Lieferausfälle zu beklagen. Besonders betroffen sind Metalle, Mineralien, Kunststoffe und Holz. Zentrale Ursache sind nach überwiegender Meinung die Folgen der Corona-Pandemie: Nachdem Rohstofflieferanten ihre Produktion zunächst nach unten angepasst hatten, kommen sie nun bei schnell anspringender Nachfrage mit den Lieferungen nicht nach. Dazu kommen Lieferverzögerungen und kräftige Preisaufschläge durch fehlende Frachtkapazitäten. Selbst die Blockade des Suez-Kanals wirkt nach.
Drei Beispiele einzelner Rohstoffgruppen
Stahl und Aluminium: Laut Deutschem Industrie- und Handels-kammertag berichten Unternehmen, dass Zusagen und Vereinbarungen teilweise nicht mehr gehalten werden, die Lieferzeiten verlängerten sich um ein Vielfaches. Verbindliche Preisvereinbarungen werden neu verhandelt. Kleine und mittlere Unternehmen im stahlverarbeitenden Bereich melden eine existenzbedrohende Situation.
Kunststoff: Der Mangel an Kunststoffen zieht sich durch sämtliche Branchen – von der Lebensmittelverpackung bis hin zu Produkten in der Automobilbranche. Die Preise sind bei einigen Kunststoffen bis zu 60 Prozent angestiegen. Verschärft wird die Lage durch eine zuletzt stark gestiegene Kunststoff-Nachfrage. Während der pandemiebedingt gestiegene Bedarf an Verpackungen für Lebensmittel und Medizinprodukte anfangs durch eine gesunkene Nachfrage in der Industrie abgefedert werden konnte, ziehen die Bestellmengen dort wieder deutlich an.
Holz: In der Holzbranche ist ebenfalls ein rasanter Preisanstieg zu verzeichnen. Im Mai 2020 kosteten 2,4 Kubikmeter Holz 250 Dollar, im Mai 2021 betrug der Preis für 2,4 Kubikmeter Holz bereits 1.645 Dollar. Der Markt wird hier durch die hohe Nachfrage insbesondere in den USA, Exporteinschränkungen in Russland und der Ukraine sowie den jahrzehntealten Nadelschnittholz- Handelsstreit zwischen den USA und Kanada beeinflusst. Bereits 2007 hat Russland für Holzexporte Steuern und Exportquoten eingeführt. Durch eine Verordnung vom 18. März 2021 wird Russland ab dem 1. Januar 2022 Exporte von Nadel- und hochwertigem Laubholz verbieten. Auch grüne Nadelschnittholzexporte sollen durch neue Regulierungen im Jahr 2022 beschränkt werden. Dadurch könnte China vermehrt in Europa Holz nachfragen und die Preise antreiben (Quelle: Deutscher Industrie- und Handelskammertag, Stand Juli 2021).
Auch das Billbrookkreis-Mitglied Henri Benthack GmbH & Co. KG kennt die Ressourcenknappheit. Mit sechs Standorten in vier Bundesländern und mehr als 300 Beschäftigten gehört das Unternehmen zu den führenden Baustoffhändlern in Norddeutschland. Geschäftsführer Carsten Mandrys über seine Erfahrungen und zur aktuellen Situation: „Aufgrund der Komplexität in der Rohstoffversorgung fast aller Bauprodukte fällt es mir schwer, die Lage vorausschauend zu bewerten. Ende 2020 erreichten uns die ersten Informationen zur Verknappung des Rohstoffs Holz. Durch die große Umsicht unserer Mitarbeiter konnten wir lange Lieferzeiten vermeiden. Den exorbitanten Preissteigerungen konnten wir auch mit unseren langjährigen Geschäftsbeziehungen zu unseren Lieferanten nichts entgegensetzen. Die globale Nachfrage zum Beispiel nach dem Rohstoff Holz hat zu abstrusen Preiserhöhungen geführt.“
In der Zwischenzeit habe sich die Warenverfügbarkeit in einigen Bereichen normalisiert. Nach wie vor angespannt sei der Bereich Dämmstoffe, Stahl und Holz. Die massiven Preissteigerungen hätten sogar in der Zwischenzeit die Preise für Paletten in ein ungewohntes Niveau steigen lassen, so Mandrys.
„Wir gehen davon aus, dass die angespannte Situation sich noch bis ins nächste Jahr fortsetzen wird. Viele Produktionsmaschinen mussten über die Sommermonate, trotz hoher Auslastung von mehr als 125 Prozent, abgeschaltete werden. Revisionsarbeiten wurden im Frühjahr auf den Sommer verschoben und kein Lieferant hat mit so einer großen Nachfrage gerechnet.“
Quelle. Der Billbrooker